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Der Friedhof der Namenlosen

Namenlos und manchmal allzu groß war wohl das Leid der Menschen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Bei der Arbeit Verunglückte, verzweifelte Selbstmörder, heimtückisch Ermordete. Der Gedanke an die Menschen und ihr tragisches Lebensende lässt mich jedesmal erschaudern und inne halten. Einige Kerzen in den schlichten Laternen anzünden und nachdenken.

In der Alberner Hafenzufahrtsstraße, Wien Simmering, liegt der Friedhof, der in die meisten Wien- Reiseführer Eingang gefunden hat – und den viele Wiener nicht einmal dem Namen nach kennen.

Seit 1840 wurden hier Menschen begraben, die von der Donau beim Stromkilometer 1918,3 angeschwemmt wurden. Insgesamt 478 unbekannte Tote wurden bestattet. Der alte Teil des Friedhofs –  er liegt links von der Straße, näher zum Donauufer – wurde immer wieder überschwemmt. Heute ist er von Bäumen und Büschen überwuchert. Ein schlichtes Eisenkreuz erinnert die Spaziergänger an die Gedenkstätte.

Im Jahr 1900 errichtete man hinter dem Hochwasserschutzdamm einen zweiten Friedhof,  der 1935 eine Umfassungsmauer und eine Einsegnungskapelle („Auferstehungskapelle“) erhielt. Als 1939 der Alberner Hafen und die Getreidesilos gebaut wurden, änderten sich die Strömungsverhältnisse der Donau. Seitdem gibt die Donau an dieser Stelle keine Wasserleichen mehr preis. 104 Menschen fanden hier ihre letzte Ruhe, 43 davon konnten identifiziert werden. 1940 fand die letzte Beisetzung statt, seither werden angeschwemmte Tote auf dem Zentralfriedhof bestattet.

Eng verbunden ist der Friedhof der Namenlosen mit Josef Fuchs (1906 -1996). Der frühere ehrenamtliche Totengräber betreute jahrzehntelang bis zu seinem Tod mit großer Sorgsamkeit den Friedhof. Ihm es zu verdanken, dass der Friedhof in dieser Form gestaltet wurde und erhalten blieb.

Am ersten Sonntag nach Allerseelen wird in einer Gedenkfeier ein Floß mit Kränzen und Blumen der Donau übergeben.

www.friedhof-der-namenlosen.at

www.wien.gv.at/bezirke/simmering/geschichte-kultur/friedhofnamenlos.html

Wiener Zeitung EXTRA Lexikon Iris Mayer Mai 1998
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